
Lars Oeljeschläger wechselte im Oktober 2023 zum TV Huntlosen und ist mittlerweile eine feste Größe. Grund genug ihn als dritten Spieler im Talk zu begrüßen.
Guten Abend Lars! Vielen Dank, dass du dir zu später Stunde noch Zeit für uns nimmst.
Bevor du nach Huntlosen gewechselt bist, hast du sehr lange mit dir gerungen, ob es wirklich der richtige Schritt ist. Wie lautet dein Fazit nach knapp 16 Monaten bei den Fire Eagles?
Spannend, dass gerade diese Frage zuerst kommt. Erst vor kurzem habe ich den Prozess noch mal intensiv Revue passieren lassen und muss noch immer sagen, dass es tatsächlich eine unheimlich schwere Entscheidung war, die TSG Hatten-Sandkrug nach Jahrzehnten zu verlassen. Trotzdem kann ich mit gutem Gewissen gestehen, dass meine Erwartungen und Hoffnungen mit dem Wechsel übererfüllt wurden. Ich hätte mir nie vorstellen können noch mal in so einer tollen Mannschaft zu spielen. Teamgeist und Zusammenspiel sind wirklich großartig. Es war am Ende also definitiv die richtige Entscheidung. Es macht mir riesig Spaß mit der Truppe, in der auch ausnahmslos großartige Menschen sind.
Diesen Worten hättest du kaum mehr Nachdruck verleihen können, als du es zuletzt getan hast. Erst verletzt, anschließend krank und dennoch warst du bei jedem Spiel anwesend. Bist sogar zur Unterstützung mit nach Brake gefahren. Das ist nicht selbstverständlich.……
Für mich ist es klar in dieser wichtigen Phase weiterhin mit meinen gegebenen Möglichkeiten zu helfen. Ich habe einfach Bock auf die Mannschaft und Lust zu unterstützen. Der Effekt von außen ist nicht zu unterschätzen und gerade beim Spiel in Brake hat es am Ende noch mal ein paar Prozentpunkte zusätzlich gegeben. Wenn Zeit vorhanden ist bin ich immer gerne dabei, auch wenn es nicht aktiv auf dem Feld ist. Für mich gehört es einfach dazu.
Wenn du auf der Platte stehst, arbeitest du vor allem leidenschaftlich in der Defensive. Zusammen mit Benny giltst du bei den Fire Eagles als „Mr. Defense“. Regelmäßig verteidigt ihr die besten Spieler des Gegners. Stehst du einfach auf verteidigen und wie wichtig ist dir die Arbeit auf der Seite des Feldes?
Ich glaube, dass die Defensive beim Basketball wichtiger ist als die Offensive. Natürlich geht es nicht ohne Punkte vorne, denn wer keine Punkte erzielt, kann nicht gewinnen. Aber ich bin der Überzeugung, dass die Spiele über die Defense gewonnen werden. Gerade bei uns auch sehr gut zu sehen. Selbst wenn wir mal nicht so viele Punkte erzielen gewinnen wir die Spiele, da wir einfach wenig zulassen und die Partien dadurch trotzdem für uns entscheiden.
Ich persönlich finde Defense einfach geil. Ich finde es fast noch geiler jemandem den Ball zu klauen und sein Spiel zu zerstören, als eigene Punkte zu erzielen. Generell ist es ja so, dass man Dinge immer mehr mag, die einem besonders gut liegen. Ich glaube, dass ich ein gutes Talent für die Defensive mitbringe und viele Situationen intuitiv schon im Vorfeld sehe. Dadurch fällt es mir dann leichter Bälle zu klauen oder auch Pässe abzufangen.
Die Unterschiede in der Spielidee könnten zwischen Sandkrug und Huntlosen kaum größer sein. Was sind für dich die gravierendsten Unterschiede (ohne Wertung) und wie schwer ist es dir gefallen, dich auf einen anderen Basketball einzustellen.
Also der Unterschied ist tatsächlich eklatant in Hinsicht auf das Tempo. Der Sandkruger Basketball ist auf Speed ausgelegt. Sprich es wird gelaufen, gelaufen, gelaufen. Da werden die Positionen nicht statisch besetzt, es wird rotiert, ständige Positionsveränderungen, keiner steht und alles mit maximaler Geschwindigkeit. In Huntlosen sieht das natürlich komplett anders aus. Es gibt ein klares Setplay, klare Rollenverteilungen und konkrete Abläufe. Tatsächlich kann es auch vorkommen, dass man erst mal eine Zeit lang auf einer Position steht und abwarten muss, welche Optionen sich ergeben.
Für mich war es am Anfang natürlich schwer sich darauf einzustellen. Ich habe z.B. einen Pass gespielt und bin direkt wieder losgelaufen, weil ich es über Jahre so gespielt habe. Da wurde ich öfter mal vom Coach zusammengefaltet, wenn ich wieder wild über das Feld geirrt bin. Auch wenn es ein bisschen gedauert hat, ist mir die Anpassung mittlerweile gut gelungen und ich habe das Setplay komplett verinnerlicht. Mir persönlich kommt der Spielstil in Huntlosen auch mehr zu Gute. Ich bin nicht mehr der jüngste Spieler und der Basketball ist offensiv wesentlich ergonomischer. Ohne Wertung und als reine Feststellung, habe ich jetzt bei den Fire Eagles mit der Art von Basketball deutlich mehr Spaß.
Wenn dir vor der Saison jemand gesagt hätte, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt ungeschlagener Tabellenführer der Regionsklasse sind, dann……
Hätte ich ungläubig mit dem Kopf geschüttelt und am Sachverstand des gegenüber gezweifelt. Man muss sich schon noch vor Augen halten, dass wir Aufsteiger sind. So einen Durchmarsch hinzulegen hätte ich nicht erwartet. Vor der Saison habe ich eher Brake, oder aber auch Sandkrug in der Favoritenrolle gesehen.
Was sind für dich die entscheidenden Gründe für den Erfolg?
Für mich gibt es drei Faktoren, die der Schlüssel für unseren Erfolg sind!
1.) Wir haben ein paar Spieler, die mit ihrer individuellen Klasse eine extrem feste Stütze für die Mannschaft sind. Das besondere dabei ist aber, dass keiner dieser Spieler es für sich braucht im Vordergrund zu stehen. Sie erfüllen ihre Aufgabe für die Mannschaft und bekommen dadurch auch das Vertrauen aller. Für mich ist das die Definition echt Leader.
2.) Wir haben ganz viele Menschen in unserer Mannschaft, die einfach Bock auf Basketball haben und extrem motiviert sind. Das schafft eine Kultur von „gierig bleiben“ und auch einem gewissen Wettkampf untereinander. Ganz wichtig – trotzdem immer teamorientiert.
3.) Ist einfach der Teamfaktor. Jeder stellt sich ausnahmslos in den Dienst der Mannschaft und gönnt seinen Mitspielern alles. Das habe ich in der Form noch nicht erlebt und macht schon Spaß.
Die letzte Frage interessiert vor allem unsere weiblichen Fans. Kaum zu glauben, aber du wirst demnächst 52 Jahre alt. Von den Spielerfrauen wirst du regelmäßig auf Ende 30 geschätzt. Was ist dein Geheimnis?
(lacht) Da gibt es tatsächlich kein großes Geheimnis. Das Stichwort lautet „Gene“. Mein Vater ist 80 und spielt noch regelmäßig Tennis – wohlgemerkt mit deutlich jüngeren Gegenspielern. Ich hoffe einfach, dass ich noch lange in der Halle stehen kann und weiterhin so viel Spaß am Basketball habe wie es derzeit der Fall ist.
Lars, es war wie immer ein Fest mit dir. Weiterhin viel Spaß und Erfolg bei den Fire Eagles!!!